Roger: Hallo Cosima, vielen Dank, dass du dir die Zeit für dieses Interview genommen hast. Könntest du dich bitte kurz vorstellen?
Cosima: Ja, ich bin Cosima Oesch, ich bin soziokulturelle Animatorin. Ich arbeite seit 17, bald 18 Jahren hier in Kerzers in der Jugendarbeit Regio Kerzers. Wir sind für 7 Gemeinden zuständig und machen Angebote für 6- bis 25-Jährige. Und, (...) ja, ich bin einfach sehr begeistert von meiner Arbeit.
Roger: Das merkt man auch! Was würdest du sagen, hat sich in diesen vielen Jahren, in denen du jetzt tätig bist, verändert?
Cosima: Ja, als ich angefangen habe, waren überall die Jugendräume und Jugendtreffs das Kerngeschäft. Das ist sicher das Kerngeschäft geblieben, aber in der Zwischenzeit hat sich viel Neues dazu entwickelt. Als wir angefangen haben, war es ein Oberstufentreff, und mit der Zeit haben wir gemerkt, dass es gut ist, schon mit den Kindern anzufangen. Da haben wir den Spielnachmittag eingeführt. Dann haben wir erkannt, dass es auch für 16 Plus gut ist, Angebote zu haben. So haben wir ein Jugendcafé für die Oberstufe und ein Jung Café 16 Plus, wo wir bis 25-Jährige einladen, mit ihnen kochen, spielen und über schwierige Themen sprechen. Dazu kamen intergenerationelle Angebote, bei denen wir für die ganze Bevölkerung etwas machen, wie eine Disco on Ice, eine Poolparty oder ein Spielcafé, zu dem wir auch Institutionen und Familien einladen. So bieten wir einmal im Monat etwas für alle an.
Roger: Ab wann kann man denn teilnehmen? Ab welchem Alter?
Cosima: Offiziell im Kanton Bern ab 6 Jahren. Wir fangen aber schon etwas früher an, je nach Reife der Kinder und ob sie Freude haben und alleine kommen und gehen können. Unsere Angebote sind wirklich offen.
Roger: Ihr nennt das dann ein soziokulturelles Angebot und nicht Jugendarbeit, weil es früher anfängt? Im Kanton Aargau lädt man beispielsweise die Sechstklässler ein, um den Treff anzuschauen. Wie sieht das bei euch aus, wenn ihr schon ab dem zweiten Kindergartenjahr Angebote macht? Das ist ja ein anderes Angebot als für die Oberstufe, oder?
Cosima: Ja, das ist vielleicht schwer vorzustellen, aber wir haben verschiedene Räumlichkeiten. Am Anfang hatten wir nur den Jugendtreff, vor allem für die Oberstufe, der in einer Zivilschutzanlage mit Graffitis und ohne Licht war. Das war nicht ideal für Kindergeburtstage oder die jüngere Zielgruppe. Mit der Zeit hat uns der Kanton, insbesondere Kerzers, das im Kanton Freiburg liegt, aber auch Gemeinden aus dem Kanton Bern umfasst, Auflagen gegeben, Angebote ab 6 Jahren zu machen. So entstanden die Kindernachmittage, die wir zuerst draussen gemacht haben. Mittlerweile haben wir ein Kinder- und Jugendhaus mit einer Werkstatt, einem Malraum und einem Café, wo wir kindergerechte Angebote machen können.
Roger: Wie gestaltet sich das Thema Jahresbericht bei euch? Ihr arbeitet mit sieben verschiedenen Gemeinden zusammen. Was haben die für Ansprüche?
Cosima: Zahlen sind extrem wichtig, weil Laien schwer abschätzen können, ob ein Angebot gut läuft oder nicht. Zahlen und quantitative Daten sind hilfreich, auch für uns selbst. Wir erfassen nach jeder Veranstaltung, wer da war, anonymisieren die Daten und erstellen Statistiken. Wir können so Aussagen machen, welche Altersgruppen gut vertreten sind und welche weniger. Diese Daten helfen uns auch bei politischen Argumentationen und Abstimmungen im Gemeinderat.
Roger: Das klingt sehr durchdacht. Was würdest du Kollegen aus anderen Gemeinden sagen, die meinen, man könne Jugendarbeit nicht so einfach messen, weil auch kleine Gruppen wichtig sind?
Cosima: Absolut, ich stimme dem zu. Auch kleine Gruppen sind wichtig, und es geht nicht immer darum, möglichst viele Teilnehmer zu haben. Aber für die eigene Reflexion im Team und für das Monitoring ist es hilfreich, Fakten zu haben. Zahlen helfen uns zu sehen, wie sich Projekte entwickeln und ob sich Trends verändern. Auch qualitative Aspekte sind wichtig, aber die Kombination von beidem bietet eine gute Basis für Reflexion und Argumentation.
Roger: Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, Cosima. Es war sehr interessant zu hören, wie ihr eure Arbeit gestaltet und weiterentwickelt.
Cosima: Vielen Dank, Roger. Es war mir eine Freude, über unsere Arbeit zu sprechen.
Comments