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AutorenbildRoger Frick

#15 mit Philipp, Schulsozialarbeiter in Alpnach

Aktualisiert: 14. Sept.


Willkommen zu unserer Serie "Sommer-Interviews - SSA Talk" !

Wir sprechen mit verschiedenen Anwender:innen im ganzen Land - und ihr bekommt interessante Einblicke in deren Berufsalltag.


Roger: Heute haben wir Philipp aus Obwalden hier. Kannst du uns vielleicht kurz deinen Job vorstellen? Wie viele Prozent arbeitest du und wie lange bist du schon in der SSA?


Philipp: Sehr gerne. Ich arbeite seit zwei Jahren in der SSA hier in Alpnach. Die Stelle selbst gibt es schon viel länger, und wir teilen uns ein Pensum. Zusammen haben wir 110 Stellenprozente. Ich arbeite 50 Prozent, meine Kollegin 60 Prozent. Ein grosser Vorteil unserer Arbeit ist, dass wir im Team sehr gut harmonieren. So können wir uns die Aufgaben flexibel aufteilen. Ich bin hauptsächlich für die Oberstufe, also die 5. und 6. Klasse, zuständig. Meine Kollegin deckt den Kindergarten bis zur 4. Klasse ab. Aber wenn es zum Beispiel in der Primarschule einen Jungen gibt, bei dem es besser ist, wenn ein Mann involviert ist, übernehme ich das. Genauso umgekehrt, wenn es in der Oberstufe ein Thema gibt, bei dem eine Frau gefragt ist, dann übernimmt meine Kollegin. Diese Flexibilität ist ein grosser Pluspunkt für uns.


Roger: Und wie viele Schülerinnen und Schüler betreut ihr insgesamt?

Philipp: Wir betreuen knapp unter 700 Schülerinnen und Schüler, von der Kindergartenstufe bis zur 3. Oberstufe.


Roger: Ist das im Schweizer Durchschnitt, was Stellenprozente und Anzahl Schüler betrifft, oder seid ihr eher unterbesetzt?


Philipp: Das ist immer eine Frage der Perspektive. Vor zwei Jahren, als ich die Stelle angetreten habe, wurde das Pensum aufgestockt. Davor waren es nur 60 Prozent, jetzt haben wir 110 Prozent. Das ist schon sehr gut, und wir kommen gut durch. Natürlich gibt es Fälle, in denen man intensiver begleiten könnte oder in Präventionsprojekte investieren möchte, aber grundsätzlich haben wir alles gut im Griff. Wir haben zum Beispiel keine Warteliste für Kinder, die Beratung benötigen. Es braucht eine gute Organisation und klare Abgrenzung, damit wir die Aufgaben effizient angehen können.


Roger: Wem seid ihr unterstellt?


Philipp: In Obwalden sind wir den Schulleitungen der jeweiligen Gemeinden unterstellt. Das ist im Vergleich zu anderen Kantonen etwas speziell, da diese meist eine kantonale oder regionale Führung haben. Es hat Vor- und Nachteile. Aber wir haben eine sehr gute Zusammenarbeit mit unserer Schulleitung und geniessen grosse Freiheiten.


Roger: Wie sieht es mit der Unabhängigkeit aus? Müsst ihr manchmal Listen von Schülern vorlegen oder gibt es Druck von der Schulleitung?


Philipp: Nein, wir sind sehr unabhängig. Der Datenschutz wird absolut gewahrt. Natürlich will die Schulleitung am Ende des Jahres wissen, wie viele Schüler:innen beraten wurden, aber das sind nur statistische Angaben. Wenn die Schulleitung vorschlägt, dass ein bestimmter Schüler:innen zu mir kommen sollte, ist das mehr eine Anfrage und keine Anordnung. Ich kann selbst entscheiden, ob das in mein Themengebiet fällt.


Roger: Wie ist die Verteilung der SuS, die zu dir kommen? Mehr Jungs oder mehr Mädchen?


Philipp: Es ist ziemlich ausgeglichen, etwa 50/50. Obwohl man vielleicht erwarten würde, dass mehr Jungs zu mir kommen, weil ich ein Mann bin, ist das nicht der Fall. Gerade Mädchen kommen oft wegen Konflikten untereinander – sogenannte „Zickenkriege“. Jungs hingegen kommen häufiger mit familiären oder persönlichen Themen zu mir.


Roger: Haben die Jungs generell weniger Lust, mit Erwachsenen zu sprechen?


Philipp: Ja, das kann vorkommen, aber ein Vorteil bei mir ist, dass ich Kampf- und Selbstbehauptungstrainer bin. Ich arbeite oft mit den Jungs in der Turnhalle, wir kämpfen und spielen auf faire Weise. Dadurch lernen sie mich auf einer anderen Ebene kennen, was oft als Türöffner dient.


Roger: Was sind die typischen Themen, mit denen die Jungs zu dir kommen?


Philipp: Oft sind es familiäre Themen oder Ängste, wie Prüfungsangst. Manche haben auch mit häuslicher Gewalt zu kämpfen. Das sind oft schwerwiegendere Themen im Vergleich zu den Konflikten bei den Mädchen.


Roger: Und wie reagieren die Jungs der 9. Klasse auf diese Kampfspiele? Gibt es da nicht Widerstand, dass sie das als kindisch abtun?


Philipp: Ganz im Gegenteil. Sie lieben es. Es ist das, was sie auf dem Pausenplatz machen wollen, aber nicht dürfen. Bei mir können sie diese Energie loslassen, und das schätzen sie sehr.


Roger: Gibt es Regeln, die du dabei aufstellst?


Philipp: Ja, es gibt zwei Regeln: Erstens, alles, was du machst, muss dir und allen anderen Spass machen. Und zweitens, niemand darf verletzt werden, weder körperlich noch emotional. Solange diese Regeln eingehalten werden, kann nichts schiefgehen.


Roger: Machst du diese Kampfspiele auch mit den Mädchen?


Philipp: Ja, aber ich musste das Programm für die Mädchen anpassen. In der Oberstufe sind sie oft nicht so begeistert davon. Ich arbeite dann mehr theaterpädagogisch, um sie zu motivieren.



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