#14 mit Michael, Teamleiter SSA Sozialmedizinisches Zentrum Oberwallis
Willkommen zu unserer Serie "Sommer-Interviews - SSA Talk" !
Wir sprechen mit verschiedenen Anwender:innen im ganzen Land - und ihr bekommt interessante Einblicke in deren Berufsalltag.
Roger: Heute haben wir den Michael Schnidrig am Start, und du bist vom Wallis. Man hört es auch an deinem Dialekt. Vielleicht stellst du dich gerade vor und erzählst, wie du arbeitest.
Michael: Ja, ich bin der Michael Schnidrig. Ich bin Teamleiter der Schulsozialarbeit Oberwallis und arbeite seit 7 Jahren in diesem Bereich. Wir sind sehr geografisch verteilt, arbeiten in 45 verschiedenen Schulhäusern im ganzen Oberwallis, verteilt auf 12 Schulregionen. Die Schulsozialarbeit gibt es im Oberwallis seit 2011, also jetzt seit 13 Jahren. Es hat ursprünglich mit einem Pilotprojekt begonnen, das die drei grossen Talgemeinden Naters, Brig-Glis und Visp im Jahr 2011 lanciert haben. Nach und nach sind immer mehr Gemeinden dazugekommen, und inzwischen haben 35 Gemeinden Schulsozialarbeit bei uns eingeführt.
Roger: Und das Angebot wird von den Gemeinden finanziert?
Michael: Jawohl, genau. Die Dienstleistung wird zu 100% von den angeschlossenen Gemeinden finanziert. Wir haben inzwischen auch 11 Mitarbeitende und bieten zusätzlich zwei Ausbildungsplätze an.
Roger: Wie viel Prozent vom Oberwallis sind durch die Schulsozialarbeit abgedeckt?
Michael: Wenn man es an der Bevölkerung misst, dann decken wir etwa drei Viertel der Oberwalliser Bevölkerung mit Schulsozialarbeit ab.
Roger: Wie gross ist die kleinste Gemeinde, mit wie vielen Schülerinnen und Schülern?
Michael: Das kleinste Schulzentrum, das wir betreuen, besteht aus einer einzigen Klasse. Es gibt tatsächlich Schulzentren, die nur ein oder zwei Klassen haben.
Roger: Und wie sieht dort die Schulsozialarbeit aus? Ist die Person einmal in der Woche präsent, oder wie läuft das ab?
Michael: Wir versuchen, überall eine gewisse minimale Präsenz sicherzustellen. Wöchentlich ist das oft nicht möglich, aber wir streben an, mindestens alle zwei bis drei Wochen vor Ort zu sein. Das ist das Minimum, das wir als Standard definieren. Es ist sehr wichtig, dass Schulsozialarbeit sichtbar und niederschwellig erreichbar bleibt, auch wenn wir oft sehr mobil unterwegs sind. Es gibt Mitarbeitende, die mit einem 50%-Pensum bis zu neun Schulhäuser gleichzeitig abdecken.
Roger: Im Vergleich zu anderen Regionen, wie beispielsweise dem Aargau, wie gestaltet sich das bei euch?
Michael: Im Oberwallis sind die Schulstandorte oft in Schulregionen zusammengeschlossen. Das Minimum, das wir anbieten, sind 20% pro Schulregion. Auch die kleinste Schulregion umfasst mehrere Schulhäuser, teilweise in kleinen Gemeinden oder Bergdörfern.
Roger: Arbeitest du nur als Stellenleiter, oder bist du auch noch an der Basis aktiv?
Michael: Ich habe das grosse Glück, beides kombinieren zu können. Zusammen mit meiner Stellvertreterin leite ich das Team, aber ich arbeite auch noch zu 50% in der Schulsozialarbeit an der Orientierungsschule in Visp und in Visperterminen, einer kleinen Schule. Das ist für mich sehr wertvoll, weil der direkte Kontakt mit den Kindern und Jugendlichen das ist, was mich antreibt.
Roger: Wo macht ihr normalerweise Weiterbildungen? Sind die regional oder in der ganzen Schweiz verteilt?
Michael: Organisatorisch gehören wir zum sozialmedizinischen Zentrum Oberwallis (SMZO), was für uns ein absoluter Glücksfall ist. Das SMZDO ist eine grosse Institution mit rund 300 Mitarbeitenden, die im Auftrag der Gemeinden verschiedene Dienstleistungen im Gesundheits- und Sozialbereich erbringt. Dadurch profitieren wir von internen Weiterbildungsangeboten und umfassendem administrativem Support. Weiterbildungen fördern wir sehr, und sie können in der ganzen Schweiz stattfinden, von Bern bis St. Gallen.
Roger: Was ist speziell an der Schulsozialarbeit im Oberwallis im Vergleich zu anderen Regionen? Wird anders gearbeitet?
Michael: Im Oberwallis haben wir viele kleine Schulzentren, was schon eine besondere Herausforderung darstellt. Es braucht Zeit, um sich einzuleben und eine stabile Präsenz sicherzustellen, besonders in kleinen Schulen mit nur ein oder zwei Klassen. Die Zusammenarbeit dort ist ganz anders als in grossen Schulhäusern mit mehreren hundert Schülern.
Roger: Wie werdet ihr in diesen kleinen Gemeinden akzeptiert, wo die Bevölkerung vielleicht denkt, sie brauche keine Schulsozialarbeit?
Michael: Das war anfangs sicher eine Herausforderung. Viele kleine Gemeinden dachten zunächst, dass sie keine Schulsozialarbeit brauchen, weil sie ja klein und überschaubar sind. Aber nach und nach hat sich gezeigt, dass auch in kleinen Gemeinden Schulsozialarbeit sehr wertvoll ist. Gerade weil man sich dort oft sehr gut kennt, können Konflikte schwerer zu lösen sein, und Schulsozialarbeit bietet da eine wichtige Unterstützung. Mittlerweile haben 35 Gemeinden das Angebot eingeführt.
Roger: Wie sehen eure präventiven Angebote aus? Arbeitet ihr mit einem speziellen Programm oder entwickelt ihr das selbst?
Michael: Wir arbeiten viel mit Partnern wie der Gesundheitsförderung oder der Sexualprävention tätig ist, zusammen. Präventionsprojekte gestalten wir sehr individuell, angepasst an die Bedürfnisse der jeweiligen Schule. Es gibt kein standardisiertes Programm, das wir überall anwenden, sondern wir entwickeln vor Ort passende Lösungen.
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