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AutorenbildRoger Frick

SSA TALK #6 mit Jürg welcher uns mehr über die Arbeit in Graubünden erzählt

Willkommen zu unserer Serie "Sommer-Interviews - SSA Talk" !

Wir sprechen mit verschiedenen Anwender:innen im ganzen Land - und ihr bekommt interessante Einblicke in deren Berufsalltag.

Heute zu Gast: Jürg Marguth, Fachstellenleiter KJF



Roger: Herzlich willkommen, Jürg! Schön, dass du heute hier bist. Könntest du unseren Zuhörern bitte mehr über dich und deine Arbeit erzählen?

Jürg: Ich bin Jürg und lebe in Graubünden. Meine berufliche Laufbahn führt mich als Bereichsleiter für Schulsozialarbeit im Casa Depuoz im Kanton Graubünden. Vor etwa 10 Jahren haben wir diesen Bereich aufgebaut und kontinuierlich erweitert. Heute beschäftigen wir in der Schulsozialarbeit 10 Mitarbeitende und haben 16 Leistungsvereinbarungen mit Gemeinden, darunter 2 Schulverbände. Neben meiner Tätigkeit hier bin ich seit 11 Jahren in der Casa Depuoz in der Surselva tätig, einer Institution im bündner Oberland mit rund 170 Mitarbeitenden. Mein beruflicher Werdegang begann in der sozialen Arbeit, gefolgt von einer Ausbildung in Psychotherapie und Supervision. Zusätzlich betreibe ich eine eigene Praxis, in der ich Beratungen, Weiterbildungen, Coaching und Supervisionen in der gesamten psychosozialen Palette anbiete.

Roger: Du gehörst zu den Pionieren der Schulsozialarbeit in der Schweiz. Kannst du uns mehr darüber erzählen, wie du dieses Feld in Graubünden aufgebaut hast?

Jürg: Vor 19 Jahren startete ich in Chur mit der Schulsozialarbeit, zu einer Zeit, als diese in anderen Städten Graubündens noch nicht existierte, abgesehen von einem kleinen Pensum auf der Lenzerheide. Wir begannen mit einem 80% Pensum in 2 Schulhäusern und haben dies sukzessive ausgebaut. Es war eine spannende Zeit, in der wir versuchten, die Grundlagen zu schaffen, damit Gemeinden entscheiden konnten, ob sie Schulsozialarbeit benötigen. Heute funktioniert das kooperative Modell gut, bei dem die Schulsozialarbeit unabhängig von der Schule angesiedelt ist, um fachlich neutrale Beratungen zu gewährleisten.

Roger: Du hast erwähnt, dass die sozialen Herausforderungen in Graubünden denen in grösseren Städten ähnlich sind, wie zum Beispiel Cybermobbing und häusliche Gewalt. Könntest du dazu mehr sagen?

Jürg: Ja, absolut. Trotz des oft idealisierten Bildes von Graubünden haben wir mit denselben sozialen Problemen zu kämpfen wie grössere Städte. Cybermobbing, häusliche Gewalt und Trennungen sind auch hier präsent und erfordern unser Eingreifen, oft in enger Zusammenarbeit mit Behörden wie der KESB.

Roger: Wie hat sich die Schulsozialarbeit im Laufe der Zeit entwickelt, besonders unter dem Einfluss der Digitalisierung?

Jürg: Die Digitalisierung hat zweifellos unsere Arbeit beeinflusst. Wir sehen einen Trend zu mehr praktischer Unterstützung der Lehrpersonen vor Ort. Wir helfen ihnen, Konflikte eigenständig zu lösen, was nachhaltiger ist und die Zufriedenheit erhöht. Zudem fördern wir Sozialkompetenzen durch Schulungen, die eine positive Haltung gegenüber sozialen Herausforderungen entwickeln.

Roger: Das klingt nach einer wichtigen Entwicklung. Gibt es noch weitere Trends oder neue Ansätze, die du in der Schulsozialarbeit beobachtest?

Jürg: Ein weiterer Trend ist die Integration von Sozialtraining direkt in den Schulalltag, um Schülerinnen und Schüler zu befähigen. Wir organisieren Weiterbildungen, die nicht nur technische Fragen, sondern auch Haltungsfragen in den Fokus rücken. Es geht darum, eine gemeinsame Haltung zu entwickeln, die die gesamte Schulgemeinschaft stärkt und unterstützt.

Roger: Vielen Dank, Jürg, für diesen detaillierten Einblick in deine Arbeit und die Entwicklungen der Schulsozialarbeit in Graubünden. Es war sehr aufschlussreich, dich dabei zu haben!
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